Montag, Juli 09, 2007

Von Meerschweinchen und Naivität
Es gibt da eine gewisse Dame in Südniedersachsen, die hat jetzt echt ’ne Menge Schwein gehabt. Erstmal hat sie sich wie ein selbiges aufgeführt und hätte an dieser Stelle dafür eigentlich in Grund und Boden verflucht werden sollen. Aber nein, sie ist nicht nur mit unverschämter Unverschämtheit, sondern auch mit Fortuna im Bunde. Weil ich mich gestern so ausgepowert hab, dass ich nach drei Stunden intensiver Gartenarbeit und einem zweieinviertelstündigen Dauerlauf kurzerhand auf der Coach kollabiert bin. Und weil ich heute nach dem Dienst allem Muskelkater zum Trotz mit meinem Ex-Chef ausgiebig gelbe Filzbälle durch die Gegend gedonnert habe, bzw. mich damit durch die schöne Amelinghausener Tennishalle hab jagen lassen. Ja, das tat gut. Da kann man den Frust so richtig schön wegballern. Zumindest ein ordentliches bisschen.

Struwelpeter, Schnatterliese, die Geschichte, die is diese: Am Samstagnachmittag begibt sich ein euch bekannter Mensch mitsamt seines schicken Personenkraftwagens in Richtung Göttingen. Mission: Besuch bei der Ponyhof-WG. Dort angekommen, nimmt mich das eine der drei Pferdchens, das sich noch im Stall befand, gebührend in Empfang und man verdückt Pizza. Hmmm, yammi! Dann gesellt sich ein nettes weibliches Wesen, das auf den Namen Anke hört, dazu und die Runde wird gesellig. Zum steigenden Bierkonsum gesellt sich eine Flasche Wodka und lecker Cuarente y tres, der gute alte 43er-Likör mit Milch. Der Pegel steigt, die Stimmung tut’s ihm nach. Mit Beginn der Geisterstunde entschließt das Trio, sich auf den Weg zu einer modernen Tanzbar namens Tangente zu machen. Für alle, die das mal mit T9 per Kurznachricht versenden wollen, ein kleiner Tipp: Da das Wörterbuch bestreitet, dieses Wort zu kennen, einfach aufsplitten in Tang und Ente. Klappt vorzüglich. Nach einem kurzen Fußmarsch und einer etwas wackeligen Radfahrt sind wir am Ziel unseres Wegs: Die Zappelhalle. Ohne große Umwege geht es schnurstracks zur Bar und dann auf die Tanzfläche, wo sich der männliche Teil unserer Gruppe sofort in die zuckende Masse begibt. Die Musik stimmt, das Bier schmeckt, mir geht’s gut. Die Mädels draußen zieren sich dagegen noch etwas, da reibt sich plötzlich ein kleines, süßes Lächeln eng an mir vorbei auf die andere Seite des Raums. Das Sehorgan sendet augenblicklich die Information ans Kleinhirn, dass ihr das grad unglaublich gefallen hat. Zurück kommt der Auftrag, gelegentlich den Augenkontakt zu halten, und im geeigneten Moment den Mund zu benachrichtigen, seine Winkel charmant gen Norden zu ziehen. Gedacht, getan. Das geht so ein Viertelstündchen, bis dem Tänzer bewusst wird, dass die junge Dame sicherlich nicht nur zufällig rüberschaut und dann lächelt. Sieht nach einem Plan aus. Na sowas! Dann also auf zum Angriff.

Elegant wird das Lächeln von der Tanzfläche mit einem Zwischenstopp an der Bar in eine durchaus gemütliche Coach ins Separé entführt und dort in ein unterhaltsames Gespräch verwickelt. Dabei bleibt’s dann aber nicht, weil sich die Gegenüber offensichtlich einig sind, dass da eine ordentliche Hand voll Sympathie im Spiel ist. Es folgt ein Kuss, der – abgesehen von einigen kurzen Unterbrechungen wegen Luftholens, einer Tanzeinlage zu Muse (Supermassive Black Hole) und ebenso passenden wie die Stimmung anregenden Kommentaren – so rund zwei Stündchen blitzschnell verrinnen lässt. Dann entschließt man sich – wieder einhellig – die Lokalität zu wechseln. Freunde werden benachrichtigt, dass man auswärtig nächtigt, und so geht es ab in das Göttinger Umland. Dort erklimmt man zunächst eine mächtig hohe Treppe, die zur Höhle des Lächelns führt. Kurz nachdem ich mit den drei Meerschweinchen (Frederick, Susi und wie-auch-immer) bekannt gemacht werde, erhalte ich den vorher versprochenen Pyjama und mache den zweiten Bettbezug einsatzfertig. Sie quittiert meine Aussage, kein Kerl für eine Nacht zu sein, mit einem zustimmenden „okay“, ehe… Schnitt.

Nach einer wirklich schönen Nacht erwache ich mit einem unverschämt breiten Grinsen mitten im Gesicht. Im Kopf formuliere ich die ein oder andere weltumarmende Kurznachricht, die ich später medial an andere Lieblingsmenschen hätte verschicken wollen. Dann schwebe ich beschwingt ins Badezimmer, schrubbe mit der mir übereigneten Zahnbürste enthusiastisch die Zielobjekte und geselle mich dann in die Küche zu dem Vorabend-Lächeln. Beim Versuch, sie in die Arme zu schließen, verschütte ich tollpatschig wie eh und je ihren Guten-Morgen-Kaffee. Doch im Handumdrehen mutiere ich zu Meister Propper und zewa-wisch-und-wegge das Maleur blitzeblank, ehe mich das Lächeln in die Arme schließt und die bösen Worte „Ich mag dich wirklich sehr – aber mehr auch nicht“ rauswürgt. Echt, tolle Wurst! Und der Schnalle hab ich grad noch die Küche gebonert! Unfassbar! Mein Körper wankt in Richtung Ausgangstür. Die Meerschweine lasse ich grußlos links liegen. Das überaus großzügige Angebot „Wenn du magst, kannst du auch noch gern auf ein Brötchen und Tee bleiben“ wird dankend abgelehnt. Besser so, als wenn ich’s ihr beides rektal verabreicht hätte, worauf mir in dem Moment mehr gewesen wäre. Nach dem schwindelerregenden Abstieg über die fiese Treppe und weiteren 100 Metern Fußmarsch stehe ich außer Sichtweite an einer Kreuzung mitten im Niemandsland – und habe keinen Plan, wie ich zurück zu Anika finden soll. Also stratze ich munter drauflos mit dem festen Vorhaben, zunächst eine Tankstelle aufzusuchen, um dort einen Schokokringel käuflich zu erwerben, an dem ich mich dann ausgiebig strangulieren wollte. Die Wanderschaft verkürzen mir mein Ex-Chef und Herr Naumann am Telefonaparillo. Zum Glück finde ich bereits nach einer knappen halben Stunde Dauerlauf ein Zapfsäulenunternehmen, das allerdings nur harlosere Backwaren feilbietet. Ich entschließe mich für viele Croissants, Weltmeister- und ein fluffiges Quarkbrötchen, das ich schon auf dem Weg in mich hineinstopfe. Außerdem schleppe ich fortan das Göttinger Tageblatt sowie einen Zwei-Liter-Eistee-Pack, den ich zügig leere, mit mir herum. Erstaunlich schnell finde ich den Weg zum Ponyhof und werde dort wieder vom einem Drittel der Belegschaft verschlafen, aber mit einem vielsagenden Grinsen begrüßt. Während des Frühstücks darf ich mir wahre Wahrheiten über die umfangreiche Regelkunde des ordnungsgemäßen Kennenlernens von potenziellen Sexualpartnern und ein paar zünftige Lacher auf meine Kosten anhören. Allein der Vorname des Lächelns – Tatjana – ließ die liebe Frau Blume mehrfach in herzhafte Schnappatmung verfallen. Er würde so schön in meine Sammlung bescheuerte-Namen-verflossener-Verflossenen wie Monique oder Eva passen. Ich seh sie vor meinem geistigen Auge schon wieder breit Grinsen. Durchaus zurecht, wie ich an dieser Stelle eingestehen muss. Blöd, blöd, blöd – aus meiner Sicht.

Schön – erneut aus meiner Perspektive – ist allerdings, dass es mir tatsächlich gelungen ist, diesen Eintrag ohne wirklich böse Flüche oder gemeine Bezeichnungen für meine Kurzzeitgastgeberin zu beenden. Dabei war meine kreative Schaffensphase in den vergangenen zwei Tagen durchaus beachtlich. Na wenn das mal nichts ist. Interessenten dürfen sich allerdings gern an mich wenden, um die spontan entstandene 17-seitige Broschüre „Die schlimmsten Schimpfnamen für die Schlampe von gestern Nacht“ gegen einen kleinen Unkostenbeitrag bei mir zu erwerben. Zuschriften bitte per Post oder E-Mail an die allseits bekannten Adressen. Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. Auf Wiedersehen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Alles wird gut.

Daniel

My happy place hat gesagt…

ich glaube das dritte meerschwein hiess zausel rabausel... und ja ich hätte gerne die liste mit den schimpfwörtern.. und sorry fürs bisschen auslachen, aber irgendwie musst du ja schon zugeben dass es ein bisschen klitzeklitzekleinesbisschen berechtigt war...:)