Ja Leute, hurricane eben. Welch lyrischer Einstieg. Ich sollte eine journalistische Laufbahn anstreben. Wie, hab ich schon? Na sowas…
Egal: hurricane! Krasse Kiste, sag ich euch. Zusammengefasst ein mitunter bärenstarkes Line-Up, interessante Neuentdeckungen und vor allem spaßige Tage mit Lieblingsmenschen Marke Dan und Rebecca. Erst musste ich aber in meine Lieblingsstadt (kotz, würg, göbel) Hannover zum Hauptbahnhof, um Rebecca abzuholen. Natürlich schön verfahren in dem ekelhaften Dreckskaff und zu spät gekommen. Ja, richtig gelesen: Dreckskaff, Dreckskaff, DRECKSKAFF! Bis auf den Flughafen (und natürlich Jennys Wohnung dürften sie da alles niederfackeln, würd mich bestenfalls periver tangieren). Jedenfalls: NUR WEGEN HANNOVER, dem alten Arsch, war ich also zu spät. Tut mir immer noch leid, Stöpsel. Danach ab in den Heide-Park, Schmerzgrenzen austesten. Ich muss sagen, wie können stolz auf uns sein. Eigentlich haben wir alles, was richtig übel ist, gerockt. Während Schätzelein (weisse Bescheid! *Schnorchel*) bei Desert Race doch etwas der Allerwerteste auf Grundeis ging, kostete mich die Bimmelbahn ein laues Arschrunzeln. Dafür hatten wir beide bei Limit einen Strich in der Hose. Beim zweiten Mal aber nicht mehr, HA! Colossos war grenzwertig. Und zu Scream konnte ich das feine Fräulein leider nicht überreden. Aber ansonsten war’s wider erwarten – normalerweise bin ich ja kein Fan von Freizeitparks – einen lustigen Tag. Höhepunkt war ein kleiner Rotzlöffel, der eine Stufe vor dem Weißen Haus übersah, mit weit ausgebreiteten Armen den Adler bzw. Jesus machte und mit einem deutlich vernehmbaren Rülsper am Boden aufschlug. Wir: Kurze Schrecksekunde, angehaltene Luft. Sein Vater: erst keine Reaktion, dann ein kurzer Blick gen Boden und mit einer unmotivierten Armbewegung zog er den Knirps etwas rau auf die Beine. Machte sich die kommenden Tage prima als Running Gag (für den Fall, dass mal alle Stricke reichen, gell?), wat heff wi lacht…!
Freitagnachmittag fiel der Startschuss. Naja, für Dan schon eher. Der war am Donnerstag schon angereist und hatte des nächtens mit drei Kumpels mal so eben elf Flaschen Wodka geleert. Ich wär ja im Koma gelandet. Er machte so nach 17 Uhr dann einen bedingt lebendigen Eindruck, aber immerhin. Rebecca und ich wollten jedenfalls pünktlich zu Snow Patrol da sein. Hat bei mir auch geklappt, Madamchen wurde allerdings nicht so ohne Weiteres auf’s Festivalgelände gelassen. War wohl eine irre Rennerei mit einmal quer durch die Pampa, an Luxenburg vorbei und am Vesuv links ab, bis sie endlich ihr Einlassbändchen bekommen hatte – und dann noch den ganzen Weg zurückjuckeln. Da kann frau schon mal locker ein Fläschchen Sekt verdrücken. So hat sie zumindest noch den Schluss des schottischen Gespanns miterlebt, das zwar relativ leise, dafür aber gefällig rüberkam. „Run“ live brennt einem halt immer die Brezeln aus der Hose. „Set The Fire To The Third Bar“ hab ich allerdings schmerzlich vermisst. Aber ich hatte auch nicht erwartet, dass sie Martha Wainright extra dafür einfliegen lassen. However… Weiter ging’s mit Jet. Joah, nett. Auch leiser als erwartet, aber für meinen Geschmack etwas zu uninspiriert. „Are You Gonna Be My Girl“ war knackig, der Rest aber eher mau. Konnte nur besser werden. Wurde es auch. Fanta Vier haben ganz gut Gas gegeben. Hat mir mehr Spaß gemacht als ich dachte und eigentlich zugeben wollte. Deutsche Musik halt, naja, ihr kennt mich da ja. Aber wie gesagt: hoher Unterhaltungsfaktor. Der ließ dann bei The Good, The Bad & The Queen doch arg zu wünschen übrig. Daniel und ich waren uns dann mehr als einig, dass die eher lahmen Balladen bei einem Festival einfach nicht ziehen. Und das will schon was heißen, wenn der feine Herr Student und ich den werten Genossen Damon Albarn – übrigens mit chickem Zylinder am Piano, aber der hat’s auch nicht rausgerissen – dissen. Mal als Album ausprobieren, um die Sammlung zu vervollständigen, aber live war das selbst für den Fahrstuhl zu schade. Beastie Boys haben dann schon mehr Spaß gemacht. Durchaus laut und krachig. Ist für meinen Geschmack jetzt nicht wirklich Musik, aber die drei wissen schon, was sie mit sich auf und dem Mop vor der Bühne anfangen können. Sehenswert. Danach haben wir allerdings aus purer Müdigkeit die Nacht Nacht sein lassen und uns auf den Nachhauseweg gemacht. Ich habe später noch erfahren, dass ich bei Queens Of The Stone Age was verpasst habe, was mich jetzt gerade gewaltig ärgert, weil ich die Jungs gern mal wieder gehört hätte, aber bis 0.30 Uhr warten, bis sie sich mal an die Gitarren bequemen – war nicht drin. Beim Rausgehen noch zwei, drei Takte von Johnossi mitgenommen, war bestimmt auch nicht so schlecht.
Dann: Tach zwei. Erstmal ausschlafen. Dann lustige Tour mit Rebecca durch den Landkreis unternommen und mal meine Hood präsentiert. Kam, glaub ich, auch ganz gut an, obwohl bei etwas durchwachsenem Wetter jetzt nicht der pure Nervenkitzel aus der Gegend rauszuholen war. Soltauer Marktstraße rauf und runter, Schneverdinger Heide durchwandert. Gerade noch vor der Husche den Sprung ins Auto geschafft. Neuenkirchen und Umgebung so im Vorbeifahren präsentiert. Naja, die meisten kennen das ja. Man hat nach fünf Minuten eigentlich alles gesehen. Dann wieder Musik, Musik, Musik. Vorher aber Schlamm bis Kasachstan. Denn durch den steten Wechsel aus Regen und Sonnenschein hat’s das hurricane unter einer schönen Schlammlawine vergraben. Immer wieder schön, Besoffene durch die Matschepampe torkeln und mit dem Gesicht voraus reintauchen zu sehen. Aber wenn man so selbst durch die Soße muss, ist das dann nicht mehr ganz so unterhaltsam. Davon abgesehen, dass das ständige Watscheln auf die Dauer etwas entnervend, weil anstrengend war. Eeegal. Mucke hat entschädigt. Unter anderem Arcade Fire. Schräge Typen, großer Mitwippfaktor. Könnt ich mir durchaus mal auf einen Silberling gepresst zulegen. Ist aber jetzt nicht wirklich dringend. Danach Modest Mouse - großes Tennis! Daniel schwebte irgendwo mittendrin ekstatisch in anderen Sphären. Soll er. Ich war weiter weg und trotzdem bespaßt. Ging dann auch so weiter. Incubus haben mich persönlich enorm berührt. Brandon Boyd trällerte dann nacheinander „Love Hurts“ und „Drive“ in mein Ohr und ich war schwer glücklich. Das mittlerweile angeschaffte Album muss da noch ein bisschen dran arbeiten. Funktionierte live besser. Weiter ging’s im Schweinsgalopp rüber zu Manic Street Preachers. Im Regen in einem Zelt „erlebt“. Musik: gut, eh klar. Show: ??? Nix gesehen. Aber Erna kennengelernt. Erna ist wohl so Mitte 20, Marke 100-Kilo-Bombenleger mit einem Thomas-Anders-Gedächtnis-Schild (Aufschrift: Erna, nicht WIE-HIESS-DIE-SCHNALLE-VOM-ANDERS-NOCHMAL?) um die breite Brust und Schlagzeuger in einer Band namens A39. Klasse Typ. Hat sich von mir einen Button mit der Aufschrift „Jack lives here“ für meinen guten alten Kumpel Jack Horner abschwatzen lassen und mir darüber hinaus noch ein Jack-Daniels-Plectron geschenkt. Dann beschwingt weiter zu Mute Math – Rock’n’Roll, Alter! Schließlich den kranken Manson angeschaut. War harmloser als erwartet. Musikalisch durchaus dem Festival entsprechend (laut, wild, dreckig). Show war outta-spacig. Hat Rebecca mit seiner superdupermegaabgefahrenen Glitzerkanone aber zweimal zu Schnappatmung und mich zum möchtegern-moschen bewegt. Fein gemacht.
Sonntag dann gebowl wie die Weltmeister. Mit Rebecca, Micha und Maxi in Bispingen. Nette Lokalität, sollte ich häufiger besuchen. Den anderen natürlich amtlich den Arsch versohlt (wie soll es anders sein?!). Dann wieder Scheeßel, Eichenring, Sandbahnstadion. Erst geärgert, weil Kings Of Leon verpasst. Dann entschädigt. Blue Stage: Editors. Mein persönliches Festival-Highlight! Tags zuvor noch die CDs und ein Shirt käuflich erstanden und schon schwer beeindruckt, haben mich – ausnahmsweise ganz vorn im Pulk, am Puls der Zeit, da wo der Dackel abgeht und die Flammen schwitzen – der etwas abgedrehte Tom Smith (Foto) und seine Spießgesellen ordentlich gerockt. Kann ich nur jedem wärmstens ans Herz legen. Am besten gleich beide CDs kaufen. Aber „An End Has A Start“ ist noch um einen Zacken besser als der bereits brilliante Vorgänger „The Back Room“. Anspieltipps für alle, die’s wirklich wissen wollen, sind die aktuelle Single „Smokers Outside The Hospital“, „Munich“ und „An End Has A Start“. Weltklasse! JaWOHL! Eeetwas durchnässt dann ab zu Me First And The Gimme Gimmes. Ordentlich bis gut. Nicht ganz so anspruchsvoll, aber doch durchaus ein netter, kleiner Zeitvertreib. Sonic Youth links liegen lassen (zu quietschig, zu girly), Petra getroffen und gebützt, danach Placebo angeguckt. Hach, ich weiß immer noch nicht, was ich jetzt davon halten soll. Musik: genial. Auftritt: emotional. Effekt: mittelmäßig. War noch viel zu hell. „Die funktionieren im Hellen nicht“, sagte Dan so poetisch – und traf damit den Nagel auf den Kopf. Später wurd’s etwas dusterer, da war ab und zu mal sowas wie ein Hauch von Erpelanzug zu spüren. Ihr Cover von Kate Bushs „Running Up That Hill“ war zum Ende hin der totale Burner. Danach war ich selig und bummelte mit einem breiten Grinsen auf den Lippen durch die „Einkaufsmeile“. Dort Katjas Geburtstagsgeschenk geschossen, Rebecca hat sich noch mit ordentlich CDs eingedeckt und dann gab’s noch ein schönes Bierchen auf das tolle Wochenende. Zum Schluss bekam Madame dann noch was zum Sabbern, weil Eddy Vedder und Pearl Jam nochmal richtig ein Fass aufgemacht haben. „Darauf hab ich seit 1993 gewartet“, strahlte sie mir zwischenzeitlich mit dem Wort „GLÜCKLICH“ auf die Stirn genagelt entgegen. Gut so! Ich musste zwischenzeitlich nochmal kurz arbeiten und ins Pressezelt. Dann noch kurzen Schlenker eingelegt und ein bisschen Deichkind mitbekommen. Überraschung! Die Meute ging da ja ab wie Schmidt’s Katze. Bei „Remmidemmi (Yippie, Yeah, Yeah!)“ bebte der Boden. Grad nochmal schnell das Video reingezogen. Unfassbar, wie die austickten. Dann zurück, noch die letzten Kracher von Pearl Jam bestaunt und dann ab in die Heia. Am nächsten Morgen mussten wir ja wieder früh raus ins heiß und innig geliebte Hannover zum Hauptbahnhof. Einmal noch: DRECKSKAFF!