Dienstag, Oktober 31, 2006

SI-WANN-ÄND-ÖHNLIE Herr Naumann hat das Stöckchen gefangen und artig mit einer Menge Antworten aportiert - braver Junge, fang das Leckerlie...

Leider hat's der angehende Ingenieur bekanntlich schwör, drum klappt das noch nicht mit 'nem eigenen Blog - aber wer SUPERMAX zum Kumpel hat, dem sei hiermit schnellstens geholfen... :oD

Simple Naumann says:
Hey ho. Scheiß Homepage will mich nicht als Naumann akzeptieren :-(
Also schick ich Dir das hier, oki?

5 Dinge, die ich nicht habe, aber gerne hätte:
- erfolgreichen Studienabschluss
- Traumfrau
- Traumfigur
- Freizeit
- längere Zeit mit meinem besten Freund (the man they called the Mad Max, double M *pling*) in Australien :-D

5 Dinge, die ich habe, aber lieber nicht hätte:
- Tingel (Mitbewohner)
- Ingenieurshandschrift
- Plautze
- Pech in der Liebe
- zu kleines Zimmer

5 Dinge, die ich nicht habe, und auch nicht haben möchte:
- schlechten Geschmack ;-)
- Unsportlichkeit
- Tusse als Freundin
- Schweigsamkeit
- falsche Freunde

und wehe, hier wird wat geändert, oller grün-schwarzer ;-)

Anmerkung Calli: Bis auf einen kleinen, korrigierten Tippfehler ist das ganz allein Herrn Naumanns Senf.

If I go crazy then will you still call me SUPERMAN?

Ein Quiz, das wirklich offenbart, was in mir steckt *Hemd an Brusthöhe aufreiß und ein gelbes S auf rotem Grund offenleg* Quod est demonstratum, sagten die alten Römer…


Superman ---------- 80%
The Flash ---------- 80%
Robin ---------- 77%
Batman ---------- 75%
Spider-Man ---------- 65%
Supergirl ---------- 65%
Green Lantern ---------- 60%
Wonder Woman ---------- 45%
Iron Man ---------- 40%
Hulk ---------- 35%
Catwoman ---------- 35%


Man reiche mir also eine ordentliche Schippe Pomade für die Schmalzlocke, mein Cape und eine scharfe Schnalle, die es verdient, errettet zu werden – ich flieg schon mal vor… Den genauen Link gibt's übrigens auf der Seite von Frau Blume, die ich allen geschätzten Lesern mal wärmstens ans Herz legen möchte. Von Grafikgästebuch bis Nacktmullkamera gibt's da alles - vor allem lustige Berichte über Fair-Trade-Kaffee, Punktabzüge auf Karma-Listen, Monsterfotzen, Puk, die Scheißhausfliege, etc... http://frau-blumes-place.blogspot.com/
Mit ein bisschen Glück sollte euch diese Verknüpfung - http://www.thesuperheroquiz.com/ - auch zum Quiz führen, ich drück die Daumen!


Beware of Kryptonite!


Hast du eine Mutter, dann hast du immer Butter, im Schrank, im Schrank, im Schrank…

Eine Sternstunde für die deutsche Industrie – und ich habe sie heute live miterlebt! Ein diesländisches Markenprodukt erlebt gerade seinen zweiten Frühling, wer hätte das erwartet. So wie vor einigen Jahren ein gewisser Guildo Horn den in den 1970er-Jahren beliebt wie berüchtigten Plateau-Schuhen neues Leben einhauchte, geschah es heute, dass in der Schlange einer kleinen, aber feinen Lebensmittel-Kette in Benefeld (!) die einzig wahre RAMA ihr posaunenumtöntes Revival erlebte. Folgende Szene: Der Vorhang fällt und enthüllt einen Blick auf eine vierköfige Schlange am Supermarkt-Förderband, die darauf hoffen, bei einer Durchschnittskassiererin möglichst schnell ihr Bargeld gegen nützliche Alltagsgegenstände und Lebensmittel einzutauschen. Während ein unscheinbarer männlicher Komparse namens Calli seinen typischen Junggesellen-Einkauf (ein Sechserpack Flüssiggold) aufs Band legt, bemerkt er scharfsinnig, weil augenblicklich den neuesten Trend, dem er hinterherläuft: das Rotzlöffel-Balg vor ihm hat sich nur für ein Produkt entschieden: RAMA-Butter (!), was sonst? Er bezahlt mit einer handelsülichen 20-Euro-Note und verpackt das Objekt seiner Mutters Begierde in einem Öko-Jutesack. Soweit, so gut. Der nächste Kund, ein Mittvierziger mit schütterem Deckhaar und Stinkejacke, ist jetzt bei der Kassiererin am Start. Sein zahloses Lächeln quittiert sie mit charmanter Ignoranz, während sie seine spärlichen Einkäufe – darunter auch RAMA-Butter (!!), eher lieblos mit dem Strichcode nach unten über den Scanner zieht. Ich bin am Start – ohne Butter – und bezahle artig das Erworbene, ehe auch die Dame hinter mir Geschmack beweist und … Trommelwirbel … außer sinnlosen Nebensächlichkeiten eine herausstechend funkelnde Packung RAMA-Butter (!!!) – ersteht.

Gruselig oder einfach nur grotesk? Während ihr grübelt, schmier ich mir eben mal ein Butterbrot…

Montag, Oktober 30, 2006



Däneland – the fucking place to be!

Ein Reisebericht – aus Zeitmangel in Kurzform: Männerurlaub (Neffe und ich) in Graerup Strand, cooles Ferienhaus direkt in den Dünen, sehr hyggelig da, wirklich sehr hyggelig; ausdauernde Rad- und Joggingtouren am Strand, auch bis hoch nach Henne Strand; dort stieß der schwule Drachen „Detlef“ zu uns, die alte Kackbratze, Neffe bespaßt, noch mehr allerdings von der geilen Bonbonfabrik in Vejers Strand mit Iscafé, wo er sich das ein oder andere Softeis hinter die Binde brezelt, während wir minutenlang über die Fahrradschloss-Kombination diskutieren; jede Menge lustiger „Butiken“-Bummel, unter anderem bei Bo Bendixen in Blavand; spannende Nachtisch-Kreationen (Waffeln mit wahlweise Nutella oder Himbeer-Marmelade, darüber Milchreis); abenteuerliche Ausflüge nach Esbjerg zum Fußball und Leichtathletik-Lahmschnecken-Sprint, Varde oder zu Fun World; Herrn Naumann, der Lattenrostkracher, aus Kolding abgeholt; packende und nervenaufreibende Schiffe-versenken-Duelle, fette Gitarren-Jam-Session; Handballhallen-Einbruch, Fotoshooting mit Torbens Ex-Wal, Schnibbiiiiiiiiiiiiiiiiiii wird aus der Taufe gehoben…..


Und nun noch einige Impressionen:


Detlef, der schwule Drache

Dienstag, Oktober 10, 2006

5 Dinge, die ich nicht habe, aber gerne hätte:
- Zeit und Geduld, um richtig Gitarre spielen zu lernen
- ein Tatoo
- ein Häuschen am Meer
- Weitblick
- sportliches Allroundtalent

5 Dinge, die ich habe, aber lieber nicht hätte:
- schwindendes Deckhaar
- Mädchenhandschrift
- zuviel Verantwortung
- miserable Trinkfestigkeit
- Rettungsring

5 Dinge, die ich nicht habe, und auch nicht haben möchte:
- Dauerkarte für Borussia Dortmund
- Navigationssystem
- Paris Hilton
- Videospielkonsole
- Dauerpessimismus

5 Menschen, die dies noch nicht beantwortet haben, von denen ich mir das aber wünsche:
- Herr Naumann, die alte Säge
- Frollein Genf (ohne Senf)
- Triple L (El Lüdtke)
- Dan Gallagher

- Dalai Lama

Sonntag, Oktober 08, 2006

I got three numbers and a word for you:

1:58:22 - yeah!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Um ein paar berechtigte Fragezeichen von euren Mienen zu verscheuchen: Das ist eine Zeitangabe. Und eine ziemlich wichtige sogar - zumindest für mich. Denn sie bezeugt, dass ich erstmals über die Halbmarathondistanz unter der magischen Zwei-Stunden-Schallgrenze geblieben bin. Erstmals. Heute. Nachmittag. Mit Zeugen (family on bikes)!

Das Adrenalin pumpt noch immer in meinen Adern und ich bin in einen seligen Zustand völliger Zufriedenheit verfallen. Ich sollte in eine Zitrone beißen, um das dreckige Grinsen aus meinem Gesicht zu wischen, aber ich fühl mich gut dabei. 1:58:22 Stunden! ...and I'm feeling goooooooooooooooood!

Donnerstag, Oktober 05, 2006

! ! ! wissoawissaudjuuuh ! ! !
Teil 2: ACHTUNG, BABY!

Gez isses soweit: Hier kommt der lang ersehnte/befürchtete Link zur mit Abstand skurrilsten, Nackenhaare-aufstellendsten und groteskesten Coverversion wo gibt: http://rapidshare.de/files/35636496/01_With_Or_Without_You.wma Ich wünsch euch fröhliches Gruseln! :oP

These boots are made for running........................




Wir schreiben das Jahr 2006. Es ist Sonntag, der 1. Oktober, ein Tag, der in die Geschichte eingehen soll - zumindest in diese... :o)
Meinereiner hat den Flug von Hamburg nach Manchester gut hinter sich gebracht und sich im schönen Yorkshire gut akklimatisiert. Hat allerdings ein Weilchen gedauert, weil wir vom Flughafen bis nach Ripon gut drei Stunden gebraucht haben. Die blöde M65 war voll bis Meppen (oder besser fast bis Edinburgh, um genau zu sein) und wir im Stau mittendrin (statt nur dabei). Übrigens ein guter Moment, um das „wir“ zu erläutern. Am Steuer (auf der rechten Seite): Mr David Coles, meines Nachbarn Dad. Beifahrer: Mr Stephen Coles, mein Nachbar. Rückbank: Mrs Anne Coles, meines Nachbarn Mom, und natürlich der gute alte Calli. Ziel: Ripon, wo Mrs und Mr Coles’ süßes, kleines und einladendes Haus auf uns wartete. Dann machten uns aber unsere Mägen einen Strich durch die Rechnung. Also: Zwischenstopp. Wo? Murgatroyds! Da wartete dann zwar der nächste Stau (am Eingang!), aber der löste sich dann doch recht zeitig auf. Und ich durfte mich gleich mal plamieren als der Ober kam und fragte, ob wir denn alle Tee zu unseren Fish&Chips haben wollten. Auf meine Gegenfrage, welchen Tee sie denn haben, schaute er mich nur verständnislos an und Mr Coles hat dann kurzerhand für mich bestätigt, dass ich auch Tee haben möchte. Es ist ein ungeschriebenes englisches Gesetz, dass es nur EINE Teesorte gibt (wie der EINE Ring). Schwarz wie die Nacht, aus der Batman und Darkwing Duck kommen… Mir war zwar eher nach Früchtetee, aber dann wurde mir schnell verklickert, dass ich keine anderen Tees neben diesem EINEN haben darf. Stand wohl bei Moses mit auf den Steinplatten, hatte ich nicht mehr auf’m Schirm…

EGAL – jedenfalls hab ich dann kurz darauf zum ersten Mal in meinem Leben Fish&Chips gegessen. Und es war lecker. Ich werde zwar nie ein Fan von Fisch werden, aber gelegentlich muss ich den ja zu mir nehmen und dann gestehe ich hiermit feierlich, dass ich mich daran gewöhnen könnte. Allerdings würde ich die Panade abmachen, die war mir zu fettig. Umso leckerer: MUSHED PEAS (im Bild das grüne Zeug im Topf).

Mit vollem Magen gings im Anschluss zackig weiter in Richtung Ripon mit einem kurzen Zwischenstopp an einem geilen, alten Schloss, in dem Stevens Frau Ute früher mal gearbeitet hat. War schwerstens beeindruckt, würd da auch gern mal arbeiten. Könnt mir gut vorstellen, dort als Page oder Kellner meinen Unterhalt zu verdienen. In Ripon waren wir dann pünktlich um 9 Uhr, um dem Hornblower bei der Arbeit zuzusehen. Kurzer historischer Hintergrund: Dabei geht’s um eine Tradition, die sich seit dem Jahre 886 jeden Abend (!) ohne Unterbrechung (!) gehalten hat. Ein Typ in Uniform schleppt sich auf die Mitte des Marktplatzes zum großen Obelisken. Dort verscheucht er streunernde Teenager und pustet an allen vier Ecken der Steinstatue kräftig in sein Arbeitswerkzeug. Das hat früher bedeutet, dass die Bewohner zusehen sollen, sich in ihre Häuser zu verkrümeln. Wer danach noch rumlungerte, galt als verdächtig, wenn in der Nacht Überfälle oder Einbrüche passiert sind. Wenn Touris da sind, erzählt der Hornblower ihnen von dem Usus sowie einen Schwank aus der Stadtentwicklung und überreicht ihnen danach einen Riponer Holztaler. Dann macht er sich auf zum Haus des Bürgermeisters und bläst auch ihm den Marsch, damit dieer informiert ist, dass jetzt die Stadt geräumt ist. Selbstverständlich wurde ich gezwungen, für einen Schnappschuss zu posieren. In der Mitte ist der rotbackige Blasebalg, der so einen fiesen Akzent hatte, dass ich bei seinen ersten beiden Sätzen dachte, er wär besoffen. Und für alle kreativen Witzereißer: Ja, ich halte auf diesem Bild ein Horn!

Als wir dann am Abend in der Doublegates Avenue angekommen sind, gab’s noch eine Führung durch das Haus, das Mr Coles in beachtlicher Eigenregie selbst immer wieder umgestaltet hat. Ist ihm bestens geglückt, ein absolut gemütliches Zuhause mit vielen Wohlfühlplätzen. Danach gings aber ab in die Federn, wir waren platt. Natürlich nicht ohne mich für den nächsten Morgen mit Mrs Coles zu einem kleinen Lockerungslauf zu verabreden.

Pünktlich um 7 Uhr öffnete ich Tags darauf die Augen und Sekunden später klopfte es auch schon an meiner Uhr. Also rein in die Laufsachen und ab dafür. Nur wir zwei, schön gemütlich, etwa drei bis vier Meilen (4,8 bis 6,4 Kilometer), die Runde nannte sich „Duckhouse“, weil die an einem uralten Grundsitz vorbeiführte, die dem reichsten Pinkel in Ripon gehört. Und da sitzen halt immer Enten rum. Superschön, beim Sonnenaufgang durch die beschauliche Yorkshire-Landschaft, an kleinen Flüssen vorbei, über drei alte Brücken, kurz eine spazierende Omi zum „jumpen“ bringen und zum Frühstück zurück. Danach intensives Sightseeing und eine kleine Shoppingtour. Mir fällt grad auf, dass ich vom Samstag nicht mehr so viel weiß, ich muss wohl nervös wie hulle gewesen sein. Auf jeden Fall war mir die ganze Zeit bombenschlecht.

Grund: Am Sonntag ging’s mit dem Wagen nach Newcastle zum BUPA Great North Run, einem absolut unvergesslichen Erlebnis. Zieht euch nur mal die Eckdaten rein: 50.000 Läufer, 200.000 Zuschauer, 13,2 Meilen – und wir mittendrin! Schon bevor wir das Haus verlassen hatten – um 7 Uhr, um pünktlich um 10.40 Uhr zum offiziellen Startschuss da zu sein – war ich dreimal auf dem Pott, um ja nicht während des Laufes ein Päuschen am Rande einlegen zu müssen. Hat nix geholfen. Ich kam nicht mal bis nach Newcastle. Wegen meiner Konfirmandenblase mussten wir an einer Autobahnraststätte anhalten. Da rund 80 Leute das gleiche Problem hatten, hab ich spontan in den Hintergarten des benachbarten Hotels Premier Travel Inn gestrullt – und Schwein gehabt, nicht erwischt zu werden. Öffentliches Wasserlassen wird in England hart geahndet, soll so um die 70 Pfund (ca. 105 Euro) kosten. Holla, die Waldfee!
Am Angel of the North vorbei ging’s dann nach Newcastle zum St. James Park (Fußball-Stadion von Newcastle United FC), denn dort in der Nähe war der Startbereich. Kurzer Toilettenstop bei den Dixies (jetzt sagt nicht, ihr hattet nicht schon wieder damit gerechnet!) und ab in unsere geilen Michelinmännchenanzüge. Ha, vergessen zu erwähnen: Das sind Einmal-Maler-Anzüge vom Aldi. Sehen lustig aus und halten warm. Weil wir noch knapp zwei Stunden bis zum Startschuss hatten, mussten wir ja was über den kurzen Laufsachen tragen. Leider gibt es keine Bilder, auf denen wir in voller Montur zu sehen sind, sondern nur dieses:

Sonst hätten wir einen alten Pulli und eine alte Trainingshose anziehen und kurz vorm Start wegschmeißen müssen. Wir fanden die Ganzkörperkondome unterhaltsamer und weniger verschwenderisch. Damit sind Stephen und ich dann also ab in den orangenen Startbereich. Sein Bruder Andrew, der auch mitlief, durfte als erfahrener Marathonläufer weiter vor in die grüne Zone. Und dann hieß es warten und einem laberbackigen Moderator zuhören, der ständig irgendwelche Leute vor’s Mirko zerrte und sie fragte, für welche Organisation sie laufen. Viel wird dort für Charities gemacht: UK cancer research, race against poverty, muscular dystrophy campagin, etc. Zwischendurch gab’s wenigstens gute Musik, die hat von der Warterei abgelenkt. Eine halbe Stunde vor dem Startschuss dann noch mal jeder einzeln wieder raus und in die Büsche, ehe das Warm Up mit Mr Motivation anfing. Ganz lustig, da mit 50.000 Leuten rumzuzappeln. Um 10.50 Uhr fiel dann – mit leichter Verspätung – der Startschuss durch Steve McLaren, dem englischen Fußball-Nationaltrainer. Und die Eliteläufer vorn pesten los. Wir nicht. Bei uns war noch totaler Stillstand. So nach einiger Zeit bewegte sich dann noch etwas vor uns und wir konnten leicht lostraben. Erst so zehn Minuten später waren wir dann auch an der Startlinie. Also Stoppuhr an und los. Während ich die ersten 100 Meter noch mit Staunen betrachtete, wie sich da eine ganze Reihe von Typen in einer Reihe am linken Feldrand entleerten und dann Steve neben mir zeigte, dass „da vorn“ ja Scooby Doo und „hier drüben“ Batman laufen würden, war mein Nachbar schon gar nicht mehr neben mir. Aber das hab ich erst gecheckt, als ich mich nach zwei, drei Minuten Gelabere nach rechts umdrehte und dort in das verdutzt-verwirrte Gesicht einer jungen Frau schaute. In ihren Gesichtsausdruck stand gemeißelt: „Who the fuck are you talking to, freak?“ Entschuldigendes Lächeln meinerseits, kurz ’ne Tomate auf und Blick stur nach vorn gerichtet. Leicht nach rechts innen gezogen, bis sie außer Sichtweite war und dann ein Schulterblick, wo denn der gute Steve abgeblieben ist. Nix, nada, nüscht. 1000 Gesichter, aber nicht der vertraute Kurzhaarschnitt. Fand ich ja schade, hätt gern mit ihm ein Weilchen im Lauf verbracht. Aber Ablenkung gab’s genug, die Strecke war megageil und die Leute sowieso. Gleich nach einer Meile kam ein Tunnel. Da rief einer „OGGI!“ und alle um mich rum grölten „OI!“ zurück. Er wieder „OGGI!“, alle anderen: „OI!“ Der Solist: „OGGI, OGGI, OGGI!“, das Publikum: „OI! OI! OI!“ Dann Applaus bis Meppen und viel Gelächter. Das hab ich während des Laufes noch mindestens 20-mal erlebt, bespaßend! Bei Meile eineinhalb hab ich nach der Tyne Bridge „Minnie Mouse“ überholt, eine Frau in ihren 50ern. Sie sah schon etwas fertig aus, also hab ich sie angefeuert, dass sie sich brilliant halten würde und Mickey bestimmt stolz auf sie ist. Danach folgen noch so viele Unterhaltungen, die ich hier nicht alle aufzählen kann. Nur ein kurzer Ausschnitt: Karen, ein Häschen. Will, ein Mittsiebziger. Andy, ein schräger Typ in rosa Badeanzug, rosa Stirnband und Tütü. Am Wegrand haben ein dutzend zum Teil echt guter Bands für ordentlich Stimmung gesorgt. Belaufbare Duschen und Getränkestände sorgten für das leibliche Wohl. Die Red Arrows, eine Fliegerstaffel, malte die rot-blau-weißen Landesfarben an den Himmel. So ging’s beschwingt von Newcastle über Gateshead in Richtung South Shields. Dort plärrte ein inoffizieller Steckenposten in die Menge, dass er uns willkommen heißen würde. Außerdem informierte er uns über folgenden Fakt: „The bottles are never empty in South Shields.“ Die Botschaft wurde mir kurz darauf klar, zehn Meter weiter reichten seine Kumpels frisch gezapftes Bier in die Menge, die erschreckend zahlreich darauf zustürzte. Ich blieb dann doch lieber bei meinem Lucazade, einem Energy-Elektrolyte-Getränk, ganz napfig. Auf meine heiß ersehnten Bananen wartete ich dagegen vergebens. Anstatt gab’s von den Zuschauern Süßigkeiten, Wassereis oder geviertelte Orangen gereicht. Hab mich dann für das Obst entschieden, wobei ich jedem mal empfehle, in vollem Tempo zu versuchen, eine Orange zu essen: ’Ne Riesensauerei! Aber geholfen hat’s trotzdem, denn so ab Meile neun (14,4 Kilometer) wurde es dann doch etwas anstrengender. Vor allem, weil die Strecke deutlich hügeliger war, als ich sie erwartet hatte. Außerdem machte einem die beachtliche Hitze zu schaffen, denn kurz nach dem Start riss es auf und die Sonne knallte deftig runter. Ohne Cap und Sonnenbrille war’s zum Teil echt haarig. Aber EGAL – Augen zu und durch. Gab genug Ablenkung. Hab zum Beispiel schätzungsweise 10.000 Kinderhände abgeklatscht und mich motivieren lassen – abgesehen von einem Rotzlöffel, der meinte, ich solle meinen „lazy, fat ass“ bewegen. Naja, wenn er meint… Von Meile 10 ½ mussten dann noch mal richtig Höhenmeter überwunden werden, da hat’s einige meiner Mitstreiter voll zerlegt. Und da war ganz ehrlich auch nicht mehr viel Luft da, die Leute anzufeuern. Davor biste an denen vorbeigelaufen, hast ihnen Wasser oder Lucazade angeboten, was die meisten auch mit einem dankbaren Lächeln angenommen haben, und ihnen noch zwei, drei aufmunternde Worte („C’mon, man, you can do it!“) mit auf den Weg gegeben. Aber da war Essig, da musste ich selbst beißen, um mich zur Redwell Lane hochzuschleppen. Aber das war’s wert. Denn oben angekommen, hatte man einen geilen Ausblick direkt auf’s Meer. Dann ging’s ein kleines Stück bergab und dann links parallel entlang zur Küste die letzten 1,2 Meilen. Ein Blick auf die Uhr: 1:58 Stunden. Ok, die magische 2-Stunden-Marke kannst du dir sonst wohin stecken, aber unter 2:10 musst du bleiben, komme was wolle. Da läuft man dann automatisch schneller und sieht zu, noch so viele Leute wie möglich zu überholen (übrigens ein geiles Gefühl; in Schneverdingen war ich ja eher in der Opferrolle). Dabei kann man sich natürlich dann auch selbst das Leben schwer machen. Ich sah also den vermeintlichen Zielbereich vor mir und sprinte mir die Seele aus dem Leib. Stelle dann aber entsetzt fest, dass es nur ein Schild ist, das mich informiert, es seinen „nur noch“ 800 Meter. Da biste aber schon ordentlich im Arsch und hast keinen Bock mehr. Aber aufhören und gehen? Arschlecken! Also weitersprinten, letzte Kraft, noch mal alles geben, da vorn ist das Ziel. Nein, isses nicht. Es ist ein verficktes Schild, auf dem dir die fiesen Zahlen „400“ hämisch entgegengrinsen, während du kurz vorm Kreislaufkoller stehst, dann aber doch noch mal auf die Zähne beißt und weiterpest. Wie lang können schon 400 Meter sein? Verdammt lang, vor allem, wenn du schon die letzte Meile fast mit voller Kraft durchgesprintet bist. Das 200-Meter-Schild wird nachvollziehbarerweise mit einigen unschönen Flüchen belegt, bevor man sich kreidebleich ins Ziel schleppt. Dort wirst du gleich angebrüllt, du solltest weitergehen. Ach ne! Ich war kurz davor, eine Decke auszubreiten und zu picknicken, Arschkrampe! Ich erspare dem Streckenposten das verdiente Fratzengeballer trotzdem. Danach krieche ich weiter, lasse mich kurz auf Puls, Herz und Nieren durchchecken, weil ich mich etwas dizzy fühle, staube zwei Goodie-Bags ab, hülle mich in eine wärmende Plastikfolie, halte endlich meine Stoppuhr an (bei 2:09:31 Stunden) verlaufe mich beim Meeting-Point in der Charitie-Area, finde erst später zum Family-Reunion-Point und stelle fest, dass ich meinen Chip zur Zeitmessung verloren habe! Schock pur! Wie fies wär das gewesen? Da läufst du so ein Riesenevent, erfüllst dir einen lang gehegten Traum, erzielst dabei trotz einiger Unwegsamkeiten (aufhaltende Menschenmassen, Hitze, hügelige Strecke) eine gute Zeit und dann is Essig? Hatte aber Glück, zwei Tage später durfte ich jubeln, weil meine offizielle Zeit im Internet zu lesen ist, das heißt, er muss es mit mir über die Ziellinie geschafft haben, und zwar in 2:08:27 Sekunden! Damit habe ich sogar Andrew (2:16) überholt, obwohl ich ihn zu keinem Zeitpunkt in den Menschenmassen ausmachen konnte. Steve kommt nach 2:44 ins Ziel, sieht dafür aber am entspanntesten von uns dreien aus.

Nach dem Treffen mit ihren Eltern schlendern wir zum Parkplatz, futtern Käsebrötchen, trinken Lucazade und brauchen knapp vier Stunden für die Rückfahrt (allein zwei Stunden Stau in Newcastle). Vorher noch ohne Probleme, schwillt im engen Fußraum auf der Rückbank mein rechtes Knie erheblich an und ich zweifle zwischendurch, ob ich es nach Hause schaffe und jemals wieder mein Bein bewegen kann. In Ripon freue ich mich, dass ich es kann – und nach zehn Minuten des Streckens sogar wieder völlig schmerzfrei. Auf der Waage im Badezimmer stelle ich freudig fest, dass mich die Strapazen drei Kilo gekostet haben. Sollte ich häufiger machen. Unsere drei Laufhelden belohnen sich nach einer schnellen Duschparade mit leckerem Essen beim Inder inclusive indischem Bierchen, was ein bisschen wie eine wässrige Mischung aus Warsteiner und Königs-Pilsener schmeckt, der Durst spült’s runter… Zum Abschluss des Abends noch ein eher geschmacksneutrales Dunkles auf der Couch, dann ab ins Bett und durchgepennt.

Um Punkt 8 Uhr bin ich hellwach, bevor es an meiner Tür klopft. Mrs Coles will mich zum Laufen wecken und ich hab schon wieder richtig Bock. Diesmal sind ihr Mann und Steve mit am Start. Diesmal steht nicht Duckhouse, sondern der Seven-Bridges-Run auf dem Plan. Gut, am Ende nehmen wir eine Abkürzung, so sind’s nur sechs Brücken (also eher ein Nearly-Seven-Bridges-Run) und ungefähr fünf Meilen. Vier laufe ich zum Muskulatur entspannen locker mit, doch die Bergabstrecke muss ich einfach sprinten, weil sie sich so schön angeboten hat. Dabei walze ich um ein Haar ein Reh über den Haufen, doch es kann sich noch in letzter Sekunde galant in den Straßengraben retten.

Die Zeit bis zum Abflug am Nachmittag vertreiben wir uns noch mit etwas Shopping und Sightseeing, ehe uns Air Berlin wohlbehalten nach Hamburg zurückbringt. Fazit: Ich finde keine Superlative mehr, die diese Tour umschreiben können. Unvergesslich, traumhaft schön, schweinegeil! Und natürlich bin ich jetzt total angefixt. Nächstes Ziel: Halbmarathon in Berlin am 1. April 2007. Dafür muss ich über die Wintermonate hart arbeiten, denn ich will dann die Zwei-Stunden-Marke sprengen. Dafür gilt ab sofort absolutes Rauch- und Saufverbot, ich bin bemüht. Denn wenn alles nach Plan klappt, will ich im Herbst 2007 noch einen drauflegen: der Marathon in Berlin. Ich krieg jetzt schon Bauchschmerzen, wenn ich daran denke. 42,195 Kilometer, die ich dann a) bestenfalls bewältige oder b) im ganz optimalen Fall sogar innerhalb von 4:30 Stunden hinter mich bringen will. Und jetzt freue ich mich auf eure Kommentare, in denen ihr mir mitteilen könnt, dass ich total bescheuert bin!


Mehr Infos und Bilder auf diesen Seiten:

http://www.greatrun.org/

http://secure.greatrun.org/results/quickresults.php / am besten "Waidhas" bei surname eingeben, da gibt's nicht so viele... ;o)

http://www.marathon-photos.com/index.html / Startnummer: 25751